Dagmar Ostermann
1918 heiraten Gertrude Lauterbach (Christin) und Oswald Bock (jüdisch).
1920 Dagmar Bock wird in Wien geboren.
1924 Scheidung der Eltern, Dagmar Bock lebt bei der Mutter.
1928 heiratet Gertrude Bock den Strafverteidiger Dr. Ignaz Kurt Rosenfeld.
1931 Tod Dr. Rosenfelds, Mutter lebt fortan mit Tochter alleine. Diese besucht öftmals ihre Großmutter in Dresden. Ab 1934 politische Spannungen zwischen Deutschland und Österreich, Dagmar Bock erhält Sondererlaubnis für Besuche. Als Ausländerin lebt sie hier ohne Schwierigkeiten.
1938 erfolgt der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich („Anschluss“). Es kommt von der ersten Stunde an zu antisemitischen Äußerungen und Verfolgungen. Dagmar Bocks Lebensbedingungen ändern sich grundlegend. Im Zuge des Einmarsches kommt der Bruder der Mutter nach Wien und bekommt die Erlaubnis bei seinen Verwandten (Dagmar und ihre Mutter) zu wohnen. Hier wird er zum ersten Mal mit den Auswüchsen der NS-Politik in Form von bodenreibenden Juden, illegalen Arisierungen (Raub beim Nachbarn)…konfrontiert. Bei der Rückbeorderung nach Deutschland im April 1938 nimmt er Dagmar Bock mit, um sie zu schützen. Stets mit Christen zusammen, nichts wissend von Juden auferlegten Gesetzen, lebte sie in Dresden bis 1941 in Ruhe.
1941 erhält sie eine Vorladung zur GESTAPO, wo sie ein Herr Köhler über alle Verbote, sie bisher – nichtsahnend - verletzt hatte, informierte (Frühjahr). Zwangsverpflichtung zur Arbeit bei Zeiss-Ikon. Ab 15. September muss Dagmar Bock - wie alle anderen Juden - den Stern tragen.
1942 wird Dagmar Bock wegen ihrer weiterbestehenden Kontakte zu ihren christlichen Freunden verhaftet (18. August). Gefängnis in Dresden, anschließend Überstellung in das Gefängnis Berlin-Alexanderplatz. Nach drei Tagen mit vielen Frauen in das KZ Ravensbrück transportiert. Anfang Oktober erfolgt der Transport in das KZ Auschwitz-Birkenau, wo Dagmar Bock zuerst Außenarbeiten verrichtete und anschließend im Büro Auschwitz I (politische Abteilung) arbeitete.
1944 erfährt Dagmar Bock am 8. März von der Vergasung ihres Vaters im KZ Auschwitz-Birkenau (trotz seiner Verdienste im Ersten Weltkrieg - Tapferkeitsmedaille mit Schwertern - und als österreichischer Beamter - Eisenbahn). Im April wird sie in das Strafkommando nach Birkenau überstellt. Hier erlebt sie im Zeitraum 16. Mai - 8. Juli die Ermordung hunderttausender ungarischer Juden hautnah mit. Und danach die täglich ca. 1000-2000 ankommenden Opfer im KZ Auschwitz-Birkenau (von denen rund 10-15 Prozent am Leben blieben; es war nicht - wie viele glaubten - ein „normales“ KZ sondern eines der vielen Vernichtungslager in Polen und in der Ukraine). Am 1.November findet die letzte Selektion und Vergasung statt, am 2. November geht Dagmar Bock erstmalig im Viehwaggon auf Transport in das KZ Ravensbrück (Ankunft am 4. November). Aufenthalt bis Mitte Dezember in einem Zelt, dann Weitertransport in das KZ Malchow (Arbeit bei Dynamit Nobel).
1945 in Folge ständigen Fliegeralarms Einstellung der Arbeiten im März. Am 30. April verlassen alle Insaßen - darunter Dagmar Bock - in Begleitung von Volkssturm-Männern das KZ Malchow, am 2. Mai wird sie auf der Straße von US-Soldaten befreit. Heimweg nach Wien - über Tschechien, Gmünd - mit dem Wiener Kameraden Rudi. Ankunft in Wien am 31. Mai.
1947 heiratet Dagmar Bock Alfred Ostermann, im Dezember Geburt eines Sohnes.
1948 Mitarbeit im Geschäft ihres Mannes.
1964 Scheidung, anschließend Besitzerin einer Trafik.
1986 Im Zuge der „Waldheim-Affäre“ Beginn der Referententätigkeit als Zeitzeugin in Schulen. Von da an maßgeblich in die Aufklärung der Jugend über die Gräuel des Nationalsozialismus nicht nur an Juden sondern auch an Roma und Sinti, an Homosexuellen, an Zeugen Jehovas und an allen nicht mit dem Regime konform Gehenden ... eingebunden. Seither absolvierte Dagmar Ostermann zahlreiche TV-Auftritte, Interviews ...und erhielt am 15. September1997 das „Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich“ (verliehen vom Bundespräsidenten, übergeben vom Innenminister).
1995 stellt sich Dagmar Ostermann im Buch „Die Begegnung“ (in deutscher und in englischer Sprache publiziert) der Konfrontation mit einem NS-Täter; weiters erschienen zahlreiche Bücher, in denen Beiträge von Dagmar Ostermann veröffentlicht wurden.